Museo de Man in Camelle – Ein besonderer Ort für Kulturreisende in Galicien
Kunst am Rand der Welt

In Camelle, einem kleinen Ort an Galiciens wilder Costa da Morte, liegt eine der bewegendsten und ungewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten der Region: das Museo de Man – ein Freiluftmuseum direkt am Meer, geschaffen vom deutschen Künstler Manfred Gnädinger, bekannt als Man. Wer entlang des Camiño dos Faros reist, erlebt hier ein stilles Denkmal für ein Leben im radikalen Einklang mit der Natur.
1962 erreichte Man Camelle – ursprünglich auf dem Weg nach Muxía –, war aber so fasziniert von der Landschaft und der Kraft des Atlantiks, dass er blieb. Anfangs noch zurückhaltend und katholisch-praktizierend, wandelte sich sein Lebensstil schnell. Als seine innere Entwicklung nicht mehr mit seinem Umfeld vereinbar war, zog er sich zurück, kleidete sich nur noch mit einem Lendenschurz und baute sich eine Hütte direkt an der Mole – bemalt mit leuchtenden Kreisen, Symbol seiner Philosophie.
Ab den 1970er-Jahren schuf Man aus Fundstücken des Meeres – Steinen, Holz, Tierknochen, Fischernetzen, Muscheln – ein spiralförmig angelegtes Kunstareal am Wasser. Seine Werke folgten stets der Harmonie der Natur: Kreise, Grundfarben, poetische Ordnung im Chaos. Er lebte ohne Strom, pflanzte einen eigenen Gemüsegarten, wärmte sich mit einem Solarium und schwamm täglich im Meer. Man war Maler, Zeichner, Fotograf, Schriftsteller – ein Künstler im ursprünglichen Sinn.
Sein Widerstand gegen Bauprojekte, die sein Gelände bedrohten, wurde selbst zur Kunst: Als der Hafen ausgebaut werden sollte, ließ er seine Silhouette in frischem Beton verewigen – ein stiller Protest gegen das Überbauen des Gelebten.
Eintritt in sein Museum kostete „Ver – 1 Euro“. Dafür erhielt jeder Gast eine Zeichnung, ein Blatt Papier, einen Farbstift – und die Einladung, ein eigenes Bild zu malen. „Das Museum ist der Baum, das Blatt ist ein Blatt des Baumes, und die Kinderzeichnungen sind seine Früchte“, erklärte er.
Am 16. November 2002 traf die erste Welle des Prestige-Ölunfalls die Küste – und zerstörte große Teile seiner Arbeit. Nur wenige Tage später, am 28. Dezember, starb Man. Sein Tod bewegte viele – nicht nur in Camelle.
Heute bewahrt das Museum Casa do Alemán in Camelle Teile seines Nachlasses: Hunderte Skizzen, Tagebücher, Fotografien und Objekte, die der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. Dennoch ist viel verloren – und das, was bleibt, ist umso kostbarer.
Für Gäste unserer individuell geplanten Galicien-Wanderreisen ist ein Besuch im Museo de Man mehr als ein Programmpunkt. Es ist eine leise Begegnung mit einem Menschen, der mit einfachsten Mitteln eine eigene Welt geschaffen hat. Ein stiller Ort – poetisch, nachdenklich, tief.
Wanderreise Camino dos Faros - Galicien