KANAREN Die Kulturlandschaft Risco Caído - Gran Canaria
Die Kulturlandschaft Risco Caído und der Heilige Berg von Gran Canaria
Das Gebiet befindet sich im bergigen Zentrum von Gran Canaria inmitten einer unberührten Landschaft aus Schluchten, Klippen und Vulkanformationen, wo sie fast das ganze kolossale Tejeda-Becken, das Tamadaba-Massiv und einen Teil des Flussbettes des Barranco Hondo einnimmt. Dort sind eine Vielzahl Fundstätten der kanarischen Ureinwohner in Form von Wohnhäusern, Zisternen und Höhlenkammern erhalten. Wie alle Kulturlandschaften ist es das Produkt einer spezifischen Geografie und der Interaktion mit ihren Bewohnern.
Das gebirgige Zentrum Gran Canarias, das schon aufgrund seiner Geomorphologie und Biogeographie eine Besonderheit darstellt, ist auch deshalb außergewöhnlich, weil es seit mehr als 1.500 Jahren ohne Unterbrechung von zwei völlig unterschiedlichen Kulturen bewohnt wird. Einer vorspanischen Besiedlung durch Bevölkerungen aus dem Kulturkreis der Amazihg (Berber) Nordafrikas, die wahrscheinlich um die Zeitenwende nach Gran Canaria kamen, folgte nach der kastilischen Eroberung der Insel Ende des 15. Jahrhunderts eine europäische Zivilisation zu Beginn der Neuzeit. Die heutige kanarische Gesellschaft ist Erbe von beidem.
Und beide entwickelten sich in diesem Raum; jeder stattete ihn mit neuen Elementen aus, die ihn bereicherten. Viele vorspanische kulturelle Verhaltensweisen wurden von den Europäern übernommen, andere wurden aufgegeben. Und unter diesen sticht die sakrale Dimension hervor, mit der die vor-europäische Bevölkerung die Berge im Zentrum Gran Canarias zweifelsohne ausgestattet hat.
Diese Kulturstätte umfasst eine Fläche von etwa 18.000 Hektar, etwas mehr als 11 % der Inselfläche. Die archäologische Fundstätte Risco Caído aus der Zeit der Höhlenbewohner besteht aus 21 Höhlen mit bedeutenden Höhlenzeichnungen, die magisch-religiöse Überzeugungen und Fruchtbarkeitskulte darstellen.
Eine dieser Höhlen weist einen kleinen Lichteinfall im Gewölbe auf, der von der Sommersonnenwende bis zum Herbst einen Lichtstrahl auf die Wände projiziert und eine Reihe von Höhlengravuren beleuchtet. Daher glauben viele Archäologen, dass Risco Caído als prähistorischer astronomischer Marker gedient haben könnte.
Tatsächlich fanden anlässlich der Jahreszeiten in den Tempeln oder „Almogarenes“ von Risco Caído und Roque Bentayga Zeremonien statt.Risco Caído ist zwar für ihre Symbolik berühmt, ist jedoch nur eine der 1500 Höhlen, die die Höhlenlandschaft dieses Gebiets ausmachen. Tatsächlich beinhalten die Montañas Sagradas (Heiligen Berge) eine Reihe von archäologischen Fundstätten, die über die Gemeinden Artenara, Tejeda, Agaete und Gáldar verstreut sind, darunter natürliche und künstliche Höhlen, die auf vielfältige Weise. z. B. als Wohnhäuser, Kornspeicher und Grabstätten genutzt wurden.
Verschiedene Wanderwege wie auch vier barrierefreie Strecken bieten die einmalige Gelegenheit, die Kulturlandschaft von Risco Caído und Montañas Sagradas de Gran Canaria zu entdecken.
Interpretationszentrum Risco Caído
Ein Interpretationszentrum in Artenara informiert detailliert über die Merkmale der Ureinwohner von Gran Canaria.
Das Interpretationszentrum Risco Caído befindet sich im Zentrum von Artenara und wurde im Inneren des Berges ausgegraben, in klarer Anlehnung an den Troglodytismus, der so charakteristisch für die Gegend ist. Es soll der Hauptpunkt für die Vermittlung von Wissen an die Öffentlichkeit über diese wichtige archäologische Stätte und ihre vielen Besonderheiten sein.
Mittels verschiedener technologischer Vorrichtungen führt das eigene Licht den Besucher entlang eines Weges, der über den geographischen Raum der Kulturlandschaft selbst, über die Lebensweise ihrer Bewohner im Laufe der Jahrhunderte, über ihren spirituellen Glauben und schließlich über die Entstehung der Enklave Risco Caído und ihre Funktion als Tempelspeicher und als Kalender informiert.
Das zentrale Stück der Ausstellung, die im Juni 2020 eröffnet wurde, ist eine lebensgroße Nachbildung der Höhle 6 des archäologischen Komplexes, die als Kalender fungiert, in dem der Besucher das Phänomen des Lichtstrahls erleben kann, der zu bestimmten Zeiten des Jahres durch eine Öffnung über der Tür eindringt und der entlang eines Frieses mit Gravuren von Schamdreiecken verläuft, die ihre Form und Position mit dem Fortschreiten der Sonne im Laufe des Tages und der Monate ändern und die Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden markieren.