Die Burg von Cardona
Uneinnehmbare Festung am Salzberg
Die mächtige Burg von Cardona thront über dem Tal des Riu Cardener und gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke Kataloniens. 2017 wurde sie zum beliebtesten Monument der Region gewählt, 2016 von der Europäischen Filmakademie als „Schatz der Europäischen Filmkultur“ ausgezeichnet. Diese Ehre verdankt sie Orson Welles, der hier 1964 Szenen seines Shakespeare-Films Falstaff – Glocken um Mitternacht drehte. Seit 1976 beherbergt das ehemals uneinnehmbare Bollwerk den Parador de Cardona – ein Luxushotel, das die Atmosphäre einer mittelalterlichen Adelsresidenz lebendig hält.
Geschichte – Vom Salz zum Ruhm
Schon die Römer beschrieben den Ort als Wunder: Konsul Marcus Portius Cato erwähnte ein „Gebirge aus Salz, das nachwächst, während man es abbaut“. Der Salzberg von Cardona – geologisch ein einzigartiger Diapir – war Grundlage des Reichtums der Herren von Cardona. Salz war im Mittelalter so wertvoll wie Gold und machte die Festung zu einem Zentrum von Macht und Einfluss in Europa.
Im Jahr 886 ließ Guifré el Pilós („Wilfried der Haarige“), Gründer Kataloniens, die Festung errichten. Sie diente über Jahrhunderte als militärischer Stützpunkt und Residenz eines der mächtigsten Adelsgeschlechter Europas. Die Grafen von Cardona waren Vermittler zwischen Krone und Pyrenäengrafschaften und prägten die politische Landschaft des Mittelalters.
Die Burg widerstand unzähligen Belagerungen, auch während des Spanischen Erbfolgekriegs. Als 1714 Barcelona fiel, war Cardona die letzte Bastion des katalanischen Widerstands. Noch heute gilt sie als Symbol für die Unabhängigkeit Kataloniens.
Architektur und Legenden
Die Anlage umfasst mehrere Gebäude, die sich über Jahrhunderte entwickelten: den Adelspalast, das Kollegiatsstift Sant Vicenç, den Turm Torre de la Minyona, den Innenhof El Patio Ducal und die sieben Bollwerke.
Sant Vicenç – Romanik von seltener Reinheit
Die dreischiffige Basilika Sant Vicenç aus dem 11. Jahrhundert gilt als Meisterwerk früher katalanischer Romanik. Ihre drei halbrunden Apsiden und die unterirdische Krypta zeugen vom klaren, monumentalen Stil jener Zeit. Hier ruhen Herzog Fernando I. und Graf Ramón Folc I.
Torre de la Minyona – der Turm des Fräuleins
Der 25 Meter hohe Wehrturm war Schauplatz einer tragischen Legende: Die Tochter des Burgherrn wurde hier eingesperrt, weil sie einen muslimischen Ritter liebte. Später wurde der Turm aus strategischen Gründen auf 12,5 Meter reduziert – die Spuren der Geschichte sind noch sichtbar.
Bollwerke und Wehrmauern
Sieben Bastionen, bis zu vier Meter dick, umgeben die Burg. Ihre Schießscharten, Schildhäuser und Winkel demonstrieren den Wandel von mittelalterlicher zu frühneuzeitlicher Militärarchitektur.
Cardona erleben
Mittelalterliche Altstadt.Ein Rundgang durch die Altstadt führt zur Kirche Sant Miquel, zur Plaça del Mercat mit dem alten Spital, zur Pont del Diable und zum Torre del Botxí. Im Centre Cardona Medieval auf der Plaça de la Fira wird die Geschichte der Stadt anschaulich erzählt.
Der Kulturpark des Salzbergs
Nur wenige Minuten von der Burg entfernt öffnet der Parc Cultural de la Muntanya de Sal das Tor in eine andere Welt. Besucher steigen 86 Meter tief in das Innere des Salzbergs hinab und erleben die geologischen Strukturen des weltweit einzigartigen Diapirs. Von 1929 bis 1990 wurde hier Kalisalz abgebaut – heute ist der Ort ein faszinierendes Geologie- und Kulturdenkmal.
Übernachtung im Parador de Cardona
Der Parador verbindet mittelalterliche Architektur mit modernem Komfort. Von den Terrassen bietet sich ein weiter Blick über das Tal des Cardener und die Altstadt. Wer hier übernachtet, wohnt in geschichtsträchtigen Mauern – ein unvergleichlicher Ort für Reisende, die Kultur, Geschichte und Atmosphäre Kataloniens erleben möchten.